UH52: Verständlich Schreiben

UMSETZUNGSHILFE Nr. 52
Verständlich schreiben

November 2013, Diese UH als PDF downloaden

Langeweile beginnt nach 20 Sekunden, oder 250 Zeichen. Mehr Zeit haben Sie nicht, zu begeis-tern. Wenig, um zu erklären worum es geht es und warum jemand weiter lesen soll? Nutzen Sie die folgen Tipps und Ihre Texte werden lesbarer.

  1. Testen Sie Ihren Text auf Worthülsen
  2. Bevorzugen Sie kurze Wörter
  3. Bevorzugen Sie kurze Sätze
  4. Nutzen Sie die Kraft von Satzzeichen
  5. Vermeiden Sie den Passiv
  6. Verzichten Sie auf Fremdwörter
  7. Verzichten Sie auf Modewörter
  8. Bejahen, statt verneinen

1. Nutzen Sie das BlaBla-Meter

Möchten Sie wissen, ob Ihr Text heiße Luft enthält? Das BlaBla-Meter deckt unlesbare Texte schonungslos auf.Testen Sie Ihren Text auf www.blablameter.de.

Originaltext einer Internet-Stellenanzeige

Überarbeitete Anzeige.

Sie erwartet eine spannende Tätigkeit mit umfangreichem Gestaltungsspielraum in einem jungen, innovativen Unternehmen mit einer stark ausgeprägten Vertrauenskultur sowie flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen.

Mit umfassender Fach- und Führungsverantwortung werden Sie maßgeblich zum Erfolg unseres Unternehmens beitragen können.

Das Unternehmen bietet Ihnen eine langfristige Perspektive mit interessanten Weiterentwicklungsperspektiven im Konzern sowie von Beginn an die Möglichkeit, sich aktiv in allen unternehmensweiten Prozessen einzubringen.

Ihr Einsatz und Ihr Engagement werden mit einem attraktiven Gehaltspaket honoriert, welches der Verantwortung der Position entspricht.

Sie erwartet eine Aufgabe mit großem Freiraum, kurzen Wegen und schnellen Entscheidungen.

Sie übernehmen die Verantwortung für Ihren Bereich und können sich vom ersten Tag einbringen.

Da wir bevorzugt intern befördern, stehen Ihnen viele Wege bei uns offen.

Wir werden Sie hierfür gut entlohnen.

Bullshit-Index: 0.99

 

Kommentar des BlaBla-Meters:

„Es stinkt gewaltig nach heißer Luft! Auch wenn Sie PR-Profi, Politiker, Unternehmensberater oder Universitätsprofessor sind – beim Eindruck schinden sollten Sie Ihre Aussage nicht vergessen.“

Bullshit-Index: 0.06

 

Kommentar des BlaBla-Meters:

„Ihr Text zeigt keine oder nur sehr geringe Hinweise auf ‚Bullshit‘-Deutsch.“

 

2. Kurze Wörter bevorzugen

„Die alten Wörter sind die besten und die kurzen, die alt sind, die allerbesten.“ Winston Churchill
Je kürzerer Wörter Sie wählen, desto besser werden Sie verstanden.
Beispiele:

  • Wetter statt Witterungsbedingungen
  • Freiraum statt Gestaltungsspielraum

Vermeiden Sie überflüssige Silben, zum Beispiel:

  • Problem statt Problemstellung
  • Einfluss statt Einflussnahme

3. Kurze Sätze bevorzugen

Kurze Sätze haben drei Vorteile: Sie sind gut verständlich, sie lassen sich schnell lesen und sie zwingen den Autor, seine Gedanken zu sortieren. Bei zu langen Sätzen bestehen zwei Gefahren. Entweder hört der Leser vor dem Punkt auf zu lesen, oder er schleppt sich bis zum Punkt am Satzende. Dann aber hat er den Satzanfang oder den eigentlichen Inhalt verloren.
In beiden Fällen führt das Lesen nicht zu einem «Ja, verstanden». Genau diese Selbstbestätigung aber gibt dem Leser neue Energie für das Weiterlesen.

4. Nutzen Sie die Kraft von Satzzeichen

Punkt, Komma, Strich, reicht für ein Mondgesicht. Unsere Sprache kennt aber mehr als diese drei Satzzeichen:

  • Nutzen Sie den Doppelpunkt, um Erwartungen zu wecken.
  • Der Gedankenstrich hilft die Gedanken zu sortieren.
  • Fragen regen zum Denken an, oder?
  • Ausrufungszeichen bitte nur bei Ausruf.
  • Mit Strichpunkten schwebende Übergänge schaffen; und so den Leser tragen.

In einem verständlichen Text finden Sie alle Satzzeichen.

5. Vermeiden Sie den Passiv

Für den Leser ist ein Text im aktiv besser zu verstehen, als ein Text im passiv.

Original:

Besser:

Hier wird seitens des Betriebsrates sowie der Geschäftsleitung die Notwendigkeit gesehen, die betriebliche Gesundheitsförderung auf ein breiteres Fundament zu stellen.

Betriebsrat und Geschäftsleitung sind sich einig, dass die Gesundheit im Betrieb stärker gefördert werden sollte.

Die Passivform verschleiert, wer aktiv ist. „Der Mitarbeiter wird gemobbt.“ Das klingt so, als sei der Mitarbeiter selbst schuld. Es gibt keinen Täter, keinen Verantwortlichen.

6. Sprechen Sie Deutsch?

Dann tun Sie es bitte auch. Vermeiden Sie Fremdwörter, so oft es geht. Nutzen Sie Fremdwörter, wenn es hilft.

7. Verzichten Sie auf Modewörter

Modewörter enthalten häufig heiße Luft. Grund genug sie sparsam einzusetzen.
Beispiele, die uns immer wieder auffallen:

kommunizieren

Wird häufig falsch in der Bedeutung von einseitig mitteilen verwendet.

fokussieren

Modewort für konzentrieren

implementieren

Modewort für umsetzen

proaktiv

Blähwort für aktiv

zeitnah

Modewort für bald, gleich

Herausforderung

Modewort für Aufgabe oder gar etabliertes Tarnwort für Problem

Innovation

Kein anderes Wort gilt in der deutschen Sprache als derart ausgelaugt.

 

8. Werden Sie ein Glücksbotschafter; bejahen statt verneinen

Bitte beantworten Sie folgende Fragen:

Wir sind wenig flexibel und nutzen unser Leistungspotential nicht genug.

Ja

Nein

Wir erzielen bei unseren Sitzungen selten große Fortschritte.

Ja

Nein

In Sitzungen hören wir einander nicht zu.

Ja

Nein

Mitarbeiter halten sich oft mit ihrer Kritik zurück, um Projekte nicht zu gefährden.

Ja

Nein

Mussten Sie die eine oder andere Frage mehrfach lesen? Psychologen sagen, der Durchschnittsmensch braucht 48 Prozent mehr Zeit, eine verneinende Aussage zu verstehen, als eine bejahende. Muten Sie ihren Lesern keine verneinten Fragen oder Aussagen zu.

Viel Erfolg bei der Umsetzung,
Enrico Briegert + Thomas Hochgeschurtz

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Ressourcen:
Briegert, E. & Hochgeschurtz, Th. (2010): UH7 Entscheidungsfallen vermeiden www.umsetzungshilfe.de/7
Briegert, E. & Hochgeschurtz, Th. (2011): Führung, ikotes Verlag.
Briegert, E. & Hochgeschurtz, Th. (2012): UH32 Fragetechnik. Wer richtig fragt, führt. www.umsetzungshilfe.de/32

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