UH66: Was ist Führung

UMSETZUNGSHILFE Nr. 66
Was ist Führung?

 

April 2015, Diese UH als PDF downloaden

1. Was verstehen Sie unter Führung?

Häufig hören wir: „Coachen, anleiten, delegieren, antreiben, planen und organisieren“.
Das sind Methoden von Führung, aber das ist nicht Führung. Was ist dann Führung?
Der Vorgesetzte bekommt seine Mitarbeiter durch coachen, anleiten und delegieren dazu, die Ziele des Unternehmens zu erreichen. Der Vorgesetzte beeinflusst das Verhalten seiner Mitarbeiter.
Also ist Führung das Beeinflussen von Verhalten.
Aber ist jede Form der Beeinflussung von Verhalten Führung? Wenn wir mittels Pistole den Mitarbeiter einer Bank dazu bewegen, uns 1.000 Euro auszuzahlen, haben wir sein Verhalten beeinflusst. Verstehen Sie das als Führung?
Nein, denn das Abheben von 1.000 Euro mittels Pistole ist kein sozial akzeptiertes Beeinflussen.
Führung ist das sozial akzeptierte Beeinflussen von Verhalten.

Wer legt fest, welche Form der Beeinflussung von Verhalten sozial akzeptiert ist? Dies entscheidet in erster Instanz der Beeinflusste. Die letzte Instanz ist das Arbeitsrecht. So lässt das Arbeitsrecht bestimmte Formen der Beeinflussung von Verhalten zu. Andere Formen – wie die fristlose Kündigung bei Verschlafen – sind hingegen nicht möglich.

 

2. Wie kann ich Verhalten beeinflussen?

Nehmen wir an: Sie haben eine achtjährige Tochter. Ihre Tochter ist fußballbegeistert. Nach dem Training steht Ihre Tochter mit verschmutzten Kickschuhen in der Tür. Wie erreichen Sie, dass Ihre Tochter nicht mit verschmutzten Schuhen durch die Wohnung läuft? Wie können Sie das Verhalten Ihrer Tochter beeinflussen?
Wenn wir möchten, dass die Tochter nicht mit schmutzigen Schuhen durch die Wohnung läuft, dann sollten wir nicht mit Straßen-Schuhen durch die Wohnung laufen. Wir müssen also 1. Vorbild sein.
Eine zweite Möglichkeit: Wir greifen zum Äußersten: Wir reden mit unserer Tochter, warum es Sinn ergibt die Schuhe vor der Tür auszuziehen. Wir erzeugen also 2. Einsicht. Und was tun wir, wenn Vorbild und Einsicht nicht helfen? Dann benötigen wir 3. Konsequenz.

 

3. Was ist der Unterschied zwischen Einsicht und Konsequenz?

Bei der Einsicht habe ich für mich erkannt, warum ein bestimmtes Verhalten Sinn ergibt. Wenn ich mein Verhalten hingegen aufgrund erwarteter Konsequenz von außen ändere, dann nur, um entweder einer Strafe zu entgehen, oder aber um eine Belohnung zu erhalten.
Welchen Vorteil hat es, wenn unsere Tochter die Schuhe aufgrund von Einsicht auszieht? Durch Einsicht beeinflussen wir das Verhalten dauerhaft. Einsicht führt zu plastischer Verhaltensbeeinflussung. Konsequenz hingegen führt am Anfang zu einer elastischen Form der Beeinflussung von Verhalten. Wenn die Konsequenz nicht droht – Tochter ist unbeobachtet – dann besteht die Gefahr, dass das Verhalten wieder auf alte, unerwünschte Muster zurückfällt.
Aber vor allem: Der einsichtig Beeinflusste fühlt sich besser, denn er ist von seinem Verhalten überzeugt. Die einsichtige Tochter ist überzeugt, dass das Ausziehen der Schuhe vor der Tür sinnvoll ist. Diese Überzeugung fehlt hingegen bei Konsequenz. Die Tochter fühlt sich genötigt, ihre Schuhe vor der Tür auszuziehen. Dies kann zu Widerstand führen. Wenn Menschen bestimmte Handlungsalternativen nicht mehr zu Verfügung stehen, dann streben sie danach die ursprüngliche Freiheit wieder herzustellen (Reaktanztheorie).

 

4. Können wir dann auf Konsequenz verzichten?

Stellen wir uns in Gedanken an einen Samstag-Nachmittag an eine Fußgängerampel in der Innenstadt. Was würden wir beobachten?
Wenn gerade keine Auto kommt, würde der Erste trotz Rot die Straße überqueren. Und wie verhalten sich dann die anderen Fußgänger? Wenn sie merken, dass der „Rotläufer“ die Straße ohne Schaden erfolgreich überquert, werden weitere Fußgänger dem schlechten Vorbild folgen.
Werden alle bei Rot über die Ampel gehen? In der Regel nein. Ein Teil der Fußgänger bleibt stehen. Nur was denken diejenigen, die rübergelaufen sind, von denjenigen die auf Grün warten?
Wer ist in dieser Situation der Depp? Diejenigen, die sich an die Regel gehalten haben, da der Regelverstoß der anderen keine Konsequenz hatte. Fehlende Konsequenz zerstört die Anzahl der Einsichtigen. Deshalb können Sie nicht auf Konsequenz verzichten.

 

5. Muss man, um zu führen, Chef sein?

Was können Sie beobachten, wenn mehrer Pärchen durch die Innenstadt ziehen? Ein Pärchen führt die anderen in ihre Lieblingsbar. Dieses Pärchen hat damit das Verhalten der anderen sozial akzeptiert beeinflusst. Es hat damit die anderen Pärchen geführt.
Auch Sie können das Verhalten Ihrer Kollegen und Vorgesetzten beeinflussen. Allerdings verbleiben Ihnen jetzt nur die beiden Dimensionen: Vorbild und Einsicht. Übrigens wie Sie Ihren Chef managen erfahren Sie in unserer Umsetzungshilfe Nr. 37: „Wie manage ich meinen Chef.“

Viel Erfolg bei der Umsetzung.
Enrico Briegert & Thomas Hochgeschurtz

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Ressourcen:

Briegert, E. und Hochgeschurtz, Th. (2011): Führung, ikotes, Bühl.
Briegert, E. und Hochgeschurtz, Th. (2012): Wie manage ich meinen Chef?, UH37 www.umsetzungshilfe.de/37
Briegert, E. und Hochgeschurtz, Th. (2014): Konsequenz in der Führung von Mitarbeitern, UH54 www.umsetzungshilfe.de/54
Briegert, E. und Hochgeschurtz, Th. (2015): Einsicht erzeugen, UH67, www.umsetzungshilfe.de/67

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